Ab zum Gig – und dann der Schock: Instrument zu Hause vergessen

„WAAS??“ denkst Du jetzt „das passiert doch nicht.“

Doch. Tut. es.

Ein Musiker fährt zum Gig, ist eh schon spät dran, und dann merkt er am Ziel: er hat sein Instrument vergessen. Das ist der Supergau. Rummeckern hilft nicht. Jetzt ist es so. Die Frage die sich stellt ist die nach dem Warum?

Warum vergisst ein Musiker sein Instrument zu Hause?

Das ist so, als ob der Taxifahrer sein Taxi in der Garage stehen lässt. Oder wie wenn der Chirurg in voller Montur im OP steht, operieren will und merkt, er hat kein Skalpell. Wie kann es dazu kommen, dass ein Musiker zum Job fährt und sein Instrument nicht mitnimmt?

Im ersten Moment war das für mich völlig unverständlich. Ich dachte mir auch, das kann doch nicht sein. Aber es war halt so. Ich habe mir dann überlegt wie es dazu überhaupt kommen kann. Hier mein Ergebnis:

  1. Grund: Stress
    Es könnte sein, der Musiker hatte Stress. Vielleicht noch vorher einen anderen Termin, hatte noch Schüler oder so und ist dann direkt ab ins Auto und zum Job. Nicht mehr nachgeschaut ob im Kofferraum auch alles drin ist. Einfach nur weg und los.
  2. Grund: Desinteresse
    Es könnte auch sein, dem Musiker ist es einfach egal. Es interessiert ihn nicht ob er da spielt oder nicht. Ob die Band auf ihn wartet, ob die Band am Abend gut ankommt und die Leute begeistert.
  3. Grund: aufgestauter Ärger
    Es könnte möglich sein, dass der Musiker eigentlich gar nicht dort sein will wo er jetzt hin muss. Das heisst er will gar nicht mit der Band diesen Job spielen weil er sich damit unwohl fühlt. Weil ihm sein Bauch sagt, neee, lass lieber. Und jetzt ärgert er sich darüber dass er zugesagt hat obwohl er eigentlich nicht zusagen wollte. War das Geld verlockend? Oder wars eine vermeintliche Gefälligkeit? Egal wie es dazu kam, es ärgert ihn. Er ärgert sich über sich selbst weil er wieder etwas gemacht hat, was er eigentlich gar nicht will.
  4. Grund: Punkt 1 +2 + 3 + mangelnde Organisation, Professionalität & persönliche Unzufriedenheit
    Und das ist meiner Meinung nach der wahre Grund. Es baut eins aufs andere auf. Als erstes ärgert er sich darüber, dass er zugesagt hat weil er eigentlich gar nicht zusagen wollte. Dann kommt er in eine „Vermeidungshaltung“ oder Verdrängungsphase. Das ist die Zeit vor dem Gig, in der man noch genug Zeit hätte alles ordentlich zu organisieren, eventuell sogar doch noch abzusagen, in der sich der Musiker aber gar nicht mit dem Thema beschäftigt. Ist ja noch lange hin. Hab eh keinen Bock drauf. Wird schon irgendwie gehen. Der Termin rückt näher, der Musiker denkt EIGENTLICH sollte ich mal mit der Planung beginnen, wann muss ich dort sein, was muss ich mitnhemen, wie komm ich hin, wo parke ich, usw. usf. UNEIGENTLICH befindet er sich aber immer noch in der Verdrängungsphase und macht erstmal: nichts. Dann ist der Tag gekommen: Oh scheisse, ich muss ja schon um 17:30 auf der Bühne stehen. Hab aber noch Schüler bis um 16:3o. Fahrzeit zum Gig: 40 min. Dann noch aufbauen. Naja, wird knapp. Aber um dem Schüler abzusagen ist es jetzt zu spät. Also zieht ers durch. Wird schon gehen. Dann ist es 16:40. Der Musiker steigt ins Auto, fährt los. 40 min Fahrt sind durch. Er ist am Ziel. Macht den Kofferraum auf: Kein Instrument. Scheisse. Erneuter Stress. Erneuter Ärger. Erstens darüber warum er das überhaupt macht und sich so einen Stress gibt, zweitens über sich selber, wie kann man nur so blöd sein und ohne Instrument zum Gig fahren. Und dann kommt noch dazu dass man anrufen muss und sagen: Ich bin zwar da, könnte pünktlich auf der Bühne stehen, aber ich habe mein Instrument zu Hause vergessen. Das ist echt peinlich.

Wie kommt es dazu? Wie entstehen solche Situationen?

Nach meiner Erfahrung ist es häufig so dass Musiker, gerade im Cover-Party-Musik-Bereich, Gigs spielen die sie eigentlich nicht spielen wollen. Entweder machen sie es wegen des Geldes, oder sie können nicht nein sagen weil sie denken sie müssten es aus Gefälligkeit oder irgendwelchen anderen Gründen machen.

Wenn Du Dich jetzt wiedererkennst und denkst, das hab ich auch schon so gemacht, oder mir geht es ähnlich, dann lass Dir sagen:

Müssen tust Du gar nichts. Du suchst aus was Du machst. Niemand sonst.

Du wirst gefragt, und Du sagst ja oder nein. Und wenn Du ja sagst dann stehst Du im Wort. Und dann ist es Deine Pflicht den Job so gut zu machen wie es Dir möglich ist. Denn niemand ausser Dir kann etwas dafür dass Du Dich ärgerst weil Du zugesagt hast obwohl Du eigentlich nein sagen wolltest.

Bevor Du aber beginnst Deine Gigs zu selektieren, werde Dir klar darüber was Du willst. Setze Dich hin und schreibe Dir auf welche Gigs Dir Spaß machen. In welche Richtung Deine musikalischen Engagements gehen sollen. Worin liegt Dein Talent? Worauf liegt Dein Fokus? Was kannst Du am besten? Was ist Dir wichtig? Denkst Du „Hauptsache gute Gage“ oder „es muss mich musikalisch flashen“ oder „ich will Party!“?

Egal wo Dein Schwerpunkt liegt, und egal wie Du Dich entscheidest: Mach es auch so. Ziehs durch.

Du legst fest wo´s für Dich lang geht. Niemand sonst.

Wenn Du das machst, dann wirst Du nie mehr in solche Situationen kommen. Denn Du wirst Dich auf Deine Gigs freuen und wirst sie anständig vorbereiten. Zuverlässig, pünktlich, professionell.

Wie immer freue ich mich über Dein Feedback, Deine Erfahrung oder Deine Anfrage per mail an mail@stagedress.com

Alles Liebe

-Claudia-

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